Herr der Diebe by Cornelia Funke
Author:Cornelia, Funke [Cornelia, Funke]
Language: deu
Format: epub
Published: 2013-02-18T16:00:00+00:00
Über den Dächern der Stadt graute schon der Morgen, als die Kinder aus Ida Spaventos Haus traten. Scipio schloss sich den anderen wortlos an, obwohl Riccio und Mosca auf dem ganzen langen Weg zurück zum Versteck kein Wort mit ihm wechselten. Manchmal blickte Riccio sich so feindselig zu Scipio um, dass Prosper sich vorsorglich zwischen die beiden schob. Den Flügel hatten sie bei Ida Spavento gelassen, sie wollte ihn mitbringen an dem Tag, an dem sie sich mit dem Conte treffen würden. »Wenn sich vorher nicht noch andere Diebe in mein Haus schleichen und ihn stehlen«, hatte sie zum Abschied gesagt.
Bo war so schläfrig, dass Prosper ihn die letzte Hälfte des Weges auf dem Rücken tragen musste, doch als sie endlich das Kino erreichten, müde und mit schweren Füßen, war Bo plötzlich wieder hellwach. Also ließen sie ihn die Taube des Conte fangen. Glücklich stellte er sich unter den Korb, füllte seine Hand mit Körnern und streckte sie ihr entgegen, wie Victor es ihm auf dem Markusplatz gezeigt hatte. Die Taube ruckte mit dem Kopf und schielte argwöhnisch zu ihm hinunter, aber dann flatterte sie auf seine Hand. Bo zog kichernd die Schultern hoch, als sie sich an seinen Ärmel krallte. Vorsichtig trug er sie zum Notausgang, während sie hektisch nach den Körnern zwischen seinen Fingern pickte. »Geh zum Kanal mit ihr, Bo!«, flüsterte Mosca, als er ihm die Tür aufhielt.
Draußen war es inzwischen hell, ein kalter Morgen. Die Taube plusterte sich auf und blinzelte verwirrt, als Bo mit ihr ins Freie trat. Zwischen den eng stehenden Häusern ließ sie die Flügel angelegt. Erst unten am Kanal, wo der Wind ihr ins Gefieder fuhr und ihr die Federn sträubte, schwang sie sich von Bos Hand in die Luft. Hinauf in den Morgenhimmel stieg sie, der fast so grau wie ihre Federn war, und flog schneller und schneller, bis sie hinter den Schornsteinen der Stadt verschwunden war. »Wann sollen wir uns die Nachricht vom Conte bei Barbarossa abholen?«, fragte Prosper, als sie fröstelnd ins Kino zurückkehrten. »Schon am Tag, nachdem wir die Nachricht losgeschickt haben? Da kann sie nicht allzu weit fliegen müssen.«
»Tauben fliegen am Tag Hunderte von Kilometern«, antwortete Scipio. »Sie würde es bis zum Abend leicht nach London oder Paris schaffen.« Als Wespe ihn ungläubig ansah, setzte er hinzu: »Habe ich gelesen.« Nicht in dem arroganten Ton, den er früher so gern benutzt hatte, sondern verlegen, fast entschuldigend. »Na, es ist ja wohl nicht gerade wahrscheinlich, dass der Conte in Paris wohnt«, sagte Riccio verächtlich. »Aber ist ja auch egal. Die Taube ist unterwegs und du solltest jetzt nach Hause verschwinden.«
Scipio zuckte zusammen. Hilfe suchend sah er zu Prosper hinüber, aber der wich seinem Blick aus. Auch er hatte noch nicht vergessen, wie Scipio sich benommen hatte, als die anderen vor der Tür seines Elternhauses auf ihn gewartet hatten. Vielleicht erriet Scipio seine Gedanken, denn er wandte den Blick wieder ab. Er schien nicht zu wissen, bei wem sonst er sich Hilfe erhoffen konnte. Bo tat, als merkte er von dem schwelenden Streit nichts, und fütterte seine Katzen.
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